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Dienstag, 12. Juli 2011

Facebook, Twitter, Google+

Um auf den ersten Teil von Alex´ Post Stellung zu nehmen, muss ich wahrscheinlich etwas weiter ausholen.

Zunächst - ich habe auch keinen "privaten" Facebook-Account, jedoch wurde für die Datenerhebung im Rahmen der Dissertation von Christina Schumann ein Account angelegt, auf den das Forscherteam (für die Rekrutierung von Befragungsteilnehmern waren Anne Schubert und meine Wenigkeit zuständig) gemeinsam zugreifen konnte. Mir dem Einrichten von "Spieleforschung" wurde die Funktionalität von Facebook zur Kommunikation mit speziellen Gruppen somit für unsere Zwecke ausgenutzt, jedoch nur unter der Vorraussetzung, dass die Login-Daten allen Bearbeitern zur Verfügung standen.  Diese Art der Zusammenarbeit unter einen Account stellt eine Veränderung der ursprünglichen Funktion der Platform dar, welche vor allem für das soziale Erleben gedacht ist und nicht als reines Tool der (in diesem Falle) einseitigen Kommunikation. Damit wäre die Frage zum Einsatz von Facebook in einem Kollaborationsprozess geklärt, jedoch bin ich der Meinung, dass zur Dokumentation von Prozessen, weder Facebook noch Twitter geeignet sind - beide Tools nutzen eine Timeline, welche die Haupteigenschaft hat, dass Informationen sehr schnelllebig sind und nicht wie bspw. auf einem Weblog archiviert und sortiert bereitgestellt werden können.

Nun zur nächsten Frage:
"...denkt ihr, dass Facebook das Potential hat, Twitter als Microblogging-System abzulösen?"
Ich bin der Meinung, dass diese zwei Formen des Teilens von privaten oder auch geschäftlichen Informationen vollkommen unterschiedlich sind. Bei Facebook liegt der Schwerpunkt auf der Vernetzung und der Partizipation am sozialen Erlebniss, es wird dem Nutzer ständig die Möglichkeit zur Darstellung seines Selbst gegeben und daraus resultieren Kontakte und letztendlich die Vernetzung - aus welche dann die Informationen bzw. deren Bereitstellung folgen. Twitter funktioniert anders! Es kommt nicht darauf an, ob man viele Follower hat oder man selbst aktiv wird. Die soziale Vernetzung ist im Prinzip egal, das es um Informationsbeschaffung geht und man definiert, welche Informationen man erhalten möchte, indem man sich Prifile auswählt denen man folgt. Der soziale Aspekt ist eine weitere Möglichkeit, aber nicht der Kern! Außerdem wird durch die Beschränkung der Zeichen (ähnlich wie bei SMS) der Austausch von komplexen Inhalten erschwert, was eben die Verweise auf externe Links bzw. eben auch zu Facebook fördert und somit eine andere Kommunikationsart darstellt. Ist jetzt echt schwer zu erläutern, aber ich hoffe der Kern ist ersichtlich.

Ähnlich ist die Sache mit Google+ (ich denke euch sind auch schon die entsprechenden Buttons hier im Blog aufgefallen, die auch schon vor dem (Pre-)Launch  zur Verfügung standen), denn hier geht es auch eher um Informationen, statt um das soziale Erlebnis. Ich habe letzte Woche einen Artikel gelesen, der es ganz gut auf den Punkt bringt. Sascha Lobo (seinerseits digital Native und aus dem Fernsehen bekannter "Internetexperte") hat sich als Early Adopter mit der Beta von Google+ beschäftigt und den Vergleich mit Facebook auf Spiegel-Online erörtert:
Aber Google+ ist kein Facebook-Konkurrent. Google+ ist eine Medienrevolution im Pelz eines Facebook-Konkurrenten. Die DNS von Google+ ist nicht aus den sozialen Bedürfnissen eines Jungen erwachsen, sondern intelligent designt. Die Urfrage von Facebook, die jeder Nutzer durch seine Aktivitäten fortwährend beantwortet, lautet: Wer bist Du? Die Urfrage von Google+ lautet: Was interessiert Dich? 
 Genau wie bei Twitter, liegt hier der Schwerpunkt auf der Informationsbeschaffung, ohne die Bedingung, dass andere (Personen in Circles müssen nicht notwendigerweise befreundet sein, um ihnen folgen zu können) in ein soziales Netz eingebunden werden. Man definiert die Gewünschten Informationen durch die Auswahl von Personen und "gemochten" Inhalten - ähnlich wie beim Folgen auf Twitter.

Die Definition des Social Networks ist weiter zu fassen, als noch vor ein paar Jahren, denn natürlich gibt es immer die Möglichkeit der Partizipation und aktiver Pflege sozialer Kontakte, sie wird aber immer weniger zur Bedingung als zu einem weiteren Baustein. Die Möglichkeit der Passivnutzung von Angeboten wird verbessert, wobei immer die Entscheidung über die Einflussnahme beim User liegt.

2 Kommentare:

  1. Damit wäre die Frage zum Einsatz von Facebook in einem Kollaborationsprozess geklärt

    ... was die Kollaboration in dem speziellen Fall der "Spieleforschung" angeht vielleicht. Auf Facebook gibt es aber noch weitere Möglichkeiten der digitalen Kollaboration, die "Gruppen". Ich habe bemerkt, dass das in Zeiten von studiVZ von unserem Matrikel, insbesondere für den Wissensaustausch vor Klausuren sher intensiv genutzt wurde, das Facebook-Äqvivalent aber wenig, bis garkeine Anwendung findet.

    Wie sieht die Kollaboration zu studentischen Gruppenarbeitsprozessen in Social Communities in unserem Umfeld aus? Um der Frage näher auf den Grund zu gehen möchte ich eine kleine Umfrage starten und werde dazu einen neuen Blogbeitrag verfassen.

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  2. @micha: Meinst Du damit, dass seit ca. 1 Jahr nahezu nichts mehr via StudiVZ an Austausch stattfindet? Wenn ja, dann stimme ich Dir da vollkommen zu, da haben sich andere Mttel und Wege gefunden, aber ich möchte Deinem Post nicht vorgreifen - bin gespannt auf die Umfrage!

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